Dominik Schneider (er/ihm)
"Ich möchte Männer begeistern, sich zu fragen, wie wir in Zukunft agieren wollen: Weiter in der Alpha-Schablone oder unsere eigene Vielfalt erkennen und zu innerer Stärke finden?"
Ich bin Dominik aus Berlin. Privat liebe ich zeitgenössisches Theater, scharfe chinesische Küche und große Hunde. Beruflich war ich fast 20 Jahre in internationalen Großunternehmen im Marketing tätig. Vor vier Jahren habe ich mich dann gefragt, was die Welt dringend braucht und was gut zu mir passt. So bin ich zum Thema „Männer und unsere stereotypen Rollenmuster“ gekommen. Heute ist es unter der Headline „Beyond Alpha“ meine Leidenschaft, Männer im Business für Selbstreflektion zu begeistern und sie zu einem Leadership zu ermutigen, das gut für sie selbst ist und sie zu besseren Vorbildern und Alliierten macht. Ich halte Vorträge, gebe Workshops und berate Unternehmen zu männerspezifischen Fragestellungen.
Für mich als Mann bedeutet Vielfalt, mich von der „Alpha Schablone“ zu lösen – dem Idealbild des immer starken, emotionslosen Mannes, der immer Vollgas gibt. Es geht darum, mich als Mann zu fragen, wer ich wirklich bin und all meine vielfältigen Eigenschaften zuzulassen. Ich bin überzeugt, dass das gut für uns selbst ist, aber auch ein wichtiger Schritt für die Menschen, mit denen wir arbeiten. Denn nur wenn Männer ihre eigene Vielfalt erkennen, können sie auch die äußere Vielfalt besser schätzen und z.B. gleichberechtigte Teilhabe unterstützen.
Ich beobachte, dass aktuell bei Männern eine ganze Menge los ist: Der gesellschaftliche Diskurs über Männer und Rollenbilder erreicht das Business, gefragte Leadership-Qualitäten wie Empathie oder Selbstreflektion sind nicht „klassisch männlich“ und steigende Depressions- und Herzinfarktraten zeigen, dass der aktuelle Modus auch für uns selbst nicht gesund ist. Diese Dynamiken konfrontieren Männer mit ganz neuen Anforderungen und Fragen.
Ich möchte Männer begeistern, sich zu fragen, wie wir in Zukunft agieren wollen: Weiter in der Alpha-Schablone oder unsere eigene Vielfalt erkennen und zu innerer Stärke finden? Die positive Konsequenz dieser Arbeit ist eine Firmenkultur, in der jeder Mensch authentisch agieren und sich angstfrei einbringen kann.
Mir ist rückblickend aufgefallen, dass ich seit Beginn meiner Karriere immer und immer wieder, mal subtil, mal sehr direkt mit traditionellen männlichen Rollenerwartungen konfrontiert wurde.
Ich erinnere mich an mein allererstes Feedback-Gespräch, nach einem halben Jahr in meinem ersten Job. Mein damaliger Chef wurde sehr emotional und gab mir mit, dass ich viel lauter in Meetings zu sein hätte und die Agentur sehr viel aggressiver führen sollte. Ich weiß noch, wie mich der Versuch, diese Anforderung umzusetzen sehr gestresst hat.
Heute weiß ich, dass ich ganz andere Qualitäten habe und dass ich mit diesen auch erfolgreich sein kann.
Damals dachte ich, dass ich mit solchen Erlebnissen alleine bin. Heute weiß ich aus meiner Arbeit, dass es eine Menge Männer gibt, die sich morgens eine Maske aufsetzen, um die Rolle des starken Alphas zu spielen.
Ein Klassiker in meinen Gesprächen ist die Rolle von Arbeit: Ein Unternehmer aus der Medienbranche, der 80 Stunden pro Woche arbeitete, war überzeugt, dass er das aus Liebe zur Arbeit tut. In der gemeinsamen Arbeit ist dann klargeworden, dass er das nicht ganz aus freien Stücken tut, sondern dass ihm das vermeintliche Idealbild eines Unternehmers unter Druck setzt, der bis morgens um 4 arbeitet und wirklich alles für sein Unternehmen gibt. Und dessen Erschöpfung der Beweis seines Einsatzes ist.
Er fand heraus, wie er mehr Balance erreichen und andere inspirierende Themen finden kann. Diese Offenheit teilte er mit seiner Partnerin und seinem Team, was ihnen ebenfalls neue Wege eröffnete.
Viele Männer glauben, sie seien perfekte Unterstützer von Diversität, ohne zu erkennen, wie sehr sie von unbewusstem Denken und männlichen Privilegien profitieren. In meinen Workshops biete ich Reflexionsräume an und praxisnahe Impulse, um Aha-Momente und ein echtes Verantwortungsgefühl zu erzeugen. Dabei betone ich stets die Chancen und arbeite nicht mit Vorwürfen, weil das viel wirksamer ist.