Dr. Henry Widera (er/ihm)
Keine Digitalisierung ohne digitale IT und Diversität!
Ich bin gebürtiger Berliner, verheiratet und Vater einer wunderbaren Tochter. Beruflich verstehe ich mich als Change-Agent, der die digitale Transformation der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gestaltet. Angefangen als Leiter Digitalisierung, bin ich heute CIO und Mitglied des operativen Management Boards.
Anm. d. Redaktion: Dr. Henry Widera war zum Zeitpunkt des Interviews als CIO der BVG tätig und ist mittlerweile in einer anderen Rolle beschäftigt. (2023)
Ich wünsche mir, dass Deutschland ein Ort ist, an dem Veränderungen selbstverständlich sind, wo wir mehr Chancen als Risiken sehen. Dann mache ich mir auch keine Sorgen um das Thema Diversität in Unternehmen.
Als CIO verantworte ich die Bereiche Informations- und Vertriebstechnologie mit rund 430 Kolleg*innen. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf der digitalen Transformation der BVG durch die proaktive Anpassung des Geschäftsmodells sowie der Stärkung und dem Ausbau der Rolle von Technologie, Daten und neuen Arbeitsformen.
Hierbei leitet mich mein Mantra: „Keine Digitalisierung ohne digitale IT und Diversität!“
Für mich ist Diversität die Voraussetzung, um als Unternehmen erfolgreich zu sein. Wenn wir nicht genauso divers sind wie unsere Kund*innen, können wir auch keine maßgeschneiderten Angebote liefern. Und dabei sprechen wir nicht nur über gemischte Teams von Männern und Frauen.
Die Teams sollten auch divers in Hinsicht auf Altersstruktur, soziale Herkunft oder Migrationsgeschichte sein. Wenn du in der IT niemanden hast, der beispielsweise sehbehindert ist, fehlt diese Perspektive in der Entwicklung von passenden Lösungen.
Durch ein diverses Team gewinnen somit nicht nur unsere Kund*innen, sondern auch jede*r Einzelne von uns durch neue Horizonte und Perspektiven.
Die BVG steht wie kaum ein anderes Unternehmen für Diversität. Als ich die Leitung der IT Anfang 2020 übernommen habe, habe ich gesehen, dass in diesem Bereich in Sachen Vielfalt noch Luft nach oben war.
Mir war klar, dass wir mit vielfältigen Teams unsere Herausforderungen besser meistern können. Daher habe ich Diversität zum Top-Thema erklärt. Meine wichtigste Erkenntnis dabei ist, dass man sich treu bleiben muss. Denn Veränderung kommt nicht ohne Widerstand.
Heute liegt der Frauenanteil im IT-Management bei 44 Prozent – ein Novum in der Industrie. Und gemeinsam konnten wir in den letzten drei Jahren den Frauenanteil in der IT um über zwölf Prozent steigern.
Damit sind wir auch am Arbeitsmarkt attraktiv, denn in Zeiten des Arbeitskräftemangels ist Diversität auch ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Die größten Herausforderungen sind meiner Erfahrung nach unbewusste Denkmuster. Deshalb ist es wichtig, den Raum zu schaffen, um immer wieder über die Themen zu sprechen und gemeinsam sowohl als Organisation als auch als Individuum dazu zu lernen.
Wir bieten nicht nur diverse Gesprächsformate wie Kopf & Bauch an, sondern achten darauf, dass wir immer verschiedene Blickwinkel berücksichtigen, sei es im Großen durch diverse (Führungs-)Teams oder im Kleinen, indem bspw. Stellenbeschreibungen von einer diversen Gruppe gesichtet werden.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei unsere Vorbildfunktion als Führungskräfte.
Diversität ist kein Schönwetterthema und, wie Dr. Eva Voss so schön gesagt hat, „am Ende ein Marathon und kein Sprint“. Ich bin froh, dass ich um mich herum ein diverses Team habe, die mich auf dem Weg begleiten. Dies kann ich nur jeder Führungskraft empfehlen. Zudem gibt es großartige Initiativen wie die Charta der Vielfalt e.V., die uns seit Beginn unserer Reise unterstützen und immer wieder Inspiration sind.
Aufsichtsräte und Geschäftsleitungen bestimmen die Richtung der Unternehmen und haben daher eine besondere Stellung inne. Daher unterstütze ich verbindliche Quoten.