Richy Ugwu (er/ihm)

Wo ich zur Schule gegangen bin, beeinflusst meine Laufbahn mehr als die Tatsache, aus welchem Land meine Eltern kommen.

Richy Ugwu, Gründer von unea und Gründungsmitglied bei 2hearts setzt bei seinem Technologie-Startup auf ein diverses Team und einen diversen Gesellschafterkreis. Im Interview spricht er über die Hürden bei der Umsetzung von mehr Diversität in Unternehmen.

Wer bist du und was machst du?

Ich bin Richy Ugwu – Gründer und Unternehmer mit mehr als zehn Jahren Erfahrung in der digitalen Wirtschaft. In dieser Zeit habe vier Unternehmen in den Bereichen Data, Media und Software (mit-)gegründet: Roq.ad, Retail Media Group (RMG), INTERSPORT Marketing Services (IMS) und aktuell unea – vor dem Unternehmertum war ich in der Beratung Roland Berger und bei Groupon. Außerdem bin ich Founding Member von 2hearts, einer Plattform, die Menschen mit Migrationshintergrund Mentor*innen vermittelt. Studiert habe ich VWL & BWL in Heidelberg, St. Gallen und der HEC Paris.

Wenn du eine Sache in Deutschland ändern könntest, was wäre das?

Alle Bereiche (Unternehmen, Politik, Verwaltungen, Stadtplanung, etc.) brauchen verbindliche Ziele für Diversität, um diese auf allen Ebenen herzustellen.

Was bedeutet Diversität für dich und wie betrifft es dich auch persönlich?

Diversität bedeutet für mich Vielfalt und Unterschiede in Meinungen, Herkunft, Geschlecht und vielen weiteren Dimensionen. Für mich ist Diversität im Team ein essentieller Faktor für den erfolgreichen Aufbau einer Firma. Diversität ist aber für jeden Menschen erstmal eine Anstrengung – Menschen mit anderen Meinungen, Ansichten etc. in sein Team zu holen, kann oft Reibung bedeuten – Menschen neigen daher zu Konformität, zu dem was man kennt. Das Bewusstsein für diesen „Konformitäts-Bias“ ist essentiell. Mich betrifft das Thema auf zwei Dimensionen: 1. als jemand der sich oft einen Platz gegen Widerstand erkämpfen musste und 2. als Unternehmer sicherzustellen das meine Unternehmen auf möglichst vielen Ebenen divers sind – vom Gesellschafterkreis bis zum Engineering-Team.

Der Gesellschafterkreis bei unea, eine digitale Plattform zur Vermarktung von Werbemöglichkeiten, ist sehr divers. Gleichzeitig hast du im Vergleich zu vielen anderen jungen Unternehmen ein stark diverses Team aufgebaut.

Wir haben Menschen aus allen unterschiedlichen Nationen bei uns. Im Tech-Bereich ist das allerdings schon lange keine Besonderheit mehr. Bei Frauen im IT-Bereich sieht es bei uns – wie leider in den meisten IT-Unternehmen – weit weniger gut aus. Aber Diversität ist für uns auf allen Ebenen ein essentielles Ziel, daher arbeiten wir proaktiv daran und versuchen das im restlichen Team entsprechend auszugleichen.

Was ist dein Tipp für andere Unternehmen?

Es ist wichtig, von Anfang an divers zu rekrutieren. Ein diverser Gesellschafterkreis erhöht die Chancen auf mehr Vielfalt im Team, weil man dadurch in ganz anderen Netzwerken rekrutieren kann. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass wir die Diversität im Gesellschafterkreis dann auch mit etwas niedrigeren Investitionssummen pro Gesellschafter bezahlt haben. Reichtum ist in Deutschland einfach größtenteils immer noch sehr homogen verteilt. Auch der Zugang zu Investmentmöglichkeiten sollte also besser verteilt werden.

Was muss sich sonst noch ändern in Deutschland?

Die Diversity-Diskussion in Deutschland greift mir zu kurz. Es geht gar nicht so sehr darum, ob mein Vater aus Nigeria oder Korea kommt. Es geht um meinen sozioökonomischen Hintergrund und meinen Status. Wo ich in Berlin zur Schule gegangen bin – zum Beispiel im Wedding oder in Mitte – beeinflusst meine Laufbahn mehr als die Tatsache, aus welchem Land meine Eltern kommen. Ungleichheit hat mehr mit Bildung und sozioökonomischen Status zu tun als mit ethnischer Herkunft.

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