Dr. jur Asmaa el Idrissi (sie/ihr)

Diversität ist für mich über der faktischen Bedeutung hinaus eine Haltung: Die Haltung Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, im Best Case wertzuschätzen und ihnen gleiche Chancen und Teilhabe an Ressourcen zuzugestehen.
Wer bist du und was machst du?

Ich heiße Asmaa, leite bei SWANS das Projekt FATMA im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und bin Fachbeirätin bei WirfürVielfalt. Davor war ich Referentin für Antidiskriminierung und Diversität der Stadt Bochum und war während der Attentate in Hanau, Halle und dem Mord an Georg Floyd die leitende Koordinatorin für das hessenweite Antidiskriminierungsnetzwerk ADIBE.  Vom Hintergrund her bin ich promovierte Verfassungsrechtlerin.

Wenn du heute eine Sache in Deutschland sofort verändern könntest, was wäre das?

Die Herstellung eines kompetenzorientierten Arbeits-marktes.

Was bedeutet Diversität für dich?

Diversität ist erst einmal gesellschaftliche und persönliche Lebensrealität. Es gibt knapp 83 Millionen Menschen, die in Deutschland leben und genauso viele verschiedene Lebensrealitäten, -stile und -entwürfe. Diversität ist für mich über der faktischen Bedeutung hinaus eine Haltung: Die Haltung Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, im Best Case wertzuschätzen und ihnen gleiche Chancen und Teilhabe an Ressourcen zuzugestehen.

Wie setzt du dich in deinem Alltag für mehr Diversität ein?

Allein mit meinem Erscheinungsbild – muslimisch, Woman of Colour, weiblich – setze ich auf der Projektleitungsebene, als Keynote Speakerin oder DEIB Consultant durch Repräsentation ein Zeichen für mehr Diversität. Ich bin mir meiner Role Model Funktion nun seit einigen Jahren immer mehr bewusst. Marginalisierte Menschen brauchen Vorbilder. Meine Generation musste sie als Gastarbeiter*innen Kind – zumindest in der Arbeitswelt – erst erschaffen.

Bei der SWANS Initiative habe ich die große Möglichkeit, der Zielgruppe mehrfachdiskriminierter Frauen – zu denen ich auch gehöre – zu dienen. Unsere „Schwäne“ erhalten mit ganz gezielten Angeboten wie mehrtägigen Seminaren, Coachings, Bewerbungschecks aber auch durch Kooperation mit namhaften Unternehmen Support für ihre Karriere. Gleichzeitig erhalten sie Zugang zu wertvollen Netzwerken von bereits erfolgreichen BiWoC.

In meinem Privatleben besteht der Einsatz für Diversität bereits darin, mit meinem Hijab das Haus zu verlassen.😊 Nebenbei bin ich in verschiedenen Projekten regelmäßig eingebunden. Mit Asmahan Gamgami habe ich beispielsweise die Initiative EYDO.EMPOWERMENT ins Leben gerufen. Wir veranstalten Empowerment Event von BiPoC für BiPoC.

Was kann deiner Meinung nach jede*r einzelne heute schon tun, um sich für mehr Diversität einzusetzen?

Bewusstes Reflektieren über die eigenen Privilegien und wie diese für den marginalisierten Teil der Gesellschaft nutzbar gemacht werden können. Sich über die Entstehung und Wirkungsweise von Rassismus und anderen Diskriminierungsarten Wissen aneignen – und zwar über die Betroffenen selbst.

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