Dr. Julia Freudenberg (sie/ihr)
Es ist die Aufgabe unserer Gesellschaft, die neue Generation auf ein selbstbestimmtes Leben in einer sich wandelnden digitalen Gesellschaft vorzubereiten.
Der Preis hat uns sehr gefreut, weil er uns in unserer Arbeit bestätigt, die IT-Welt für kommende Generationen durchlässiger zu machen, allen Zugang zu ermöglichen und Vorurteile abzubauen. Diversität ist etwas, das wir bei der Hacker School immer selbstverständlich mitdenken und auch innerhalb unseres Teams leben. In Deutschland entscheiden sich nach wie vor zu wenige Mädchen für IT-Berufe, obwohl sie die Fähigkeiten haben. Sie verpassen die Chance, in einer zukunftsträchtigen und gut bezahlten Branche zu arbeiten und die Gleichberechtigung in Deutschland mit voranzutreiben. Für unsere Arbeit bedeutet dies, dass wir vor allem auch die Mädchen motivieren wollen, sich eine Zukunft im Berufsfeld der IT vorstellen zu können. Ein wunderbares Erfolgsbeispiel unserer Arbeit ist Kathleen, die 2019 bei der Hacker School ohne Vorkenntnisse einen Python-Kurs besucht hat, inzwischen Informatik studiert und sogar als Inspires bei uns Kurse gibt.
Wir brauchen faire Algorithmen und einen kritischen Blick von allen Seiten auf das, was wir in unserer Welt angeboten bekommen und bieten wollen. Unsere Gesellschaft erkennt zunehmend die Notwendigkeit von Diversität an. Und ich bin der festen Überzeugung, dass mehr Frauen in der IT zu gelebter Gleichberechtigung führen werden. Wir gehen mit Hacker School @yourschool inzwischen auch online direkt an die Schulen, um insbesondere die Mädchen direkt zu erreichen. Auch dadurch haben wir den Mädchen- und Frauenanteil in unseren Kursen auf fast 50% gesteigert. Und die Zahlen in unserem aktuellen Wirkungsbericht zeigen: 94% der Teilnehmer*innen sind nach einem Yourschool-Kurs überzeugt, dass Mädchen genauso geeignet für IT-Berufe sind wie Jungs.
Ich würde das Corporate Volunteering verbindlich in allen Ausbildungen verankern – hier liegt eine so unglaublich große Chance, dass Azubis andere junge Menschen für die Berufe begeistern, die sie selbst gewählt haben. Außerhalb meiner Hacker School-Welt würde ich die Bürokratie in Deutschland auf ein absolut notwendiges Minimum reduzieren. Was wir alles mit einfacheren Prozessen erreichen könnten, was wir an Zeit und Geld in Projekte für diejenigen Menschen investieren könnten, die Unterstützung am meisten brauchen, auch insbesondere unter dem Aspekt von Diversity und Chancengleichheit, das hat so viel Potential.
Im geschützten Raum fällt es dieser Zielgruppe oft leichter, sich auszuprobieren und kreativ zu entfalten. Noch immer neigen viele Mädchen dazu, sich einfach nicht zuzutrauen, dass sie programmieren lernen können. Wenn dann ein Junge dann daneben sitzt, der ganz selbstbewusst mit teilweise rudimentärem Basiswissen den Ton angibt, ist das kontraproduktiv. Mädchen und Frauen kommunizieren und kooperieren ganz anders miteinander, wenn sie unter sich sind. Das führt immer wieder zu erstaunlichen Ergebnissen, wie wir schon oft erlebt haben. Wir sind auch regelmäßig mit Angeboten bei Netzwerkpartnern am Start, wie z.B. beim Girls’Day. Auch hier können Mädchen unter sich in ein Tätigkeitsfeld reinschnuppern.
Die Inspirer sind unser wertvollster Schatz. Das sind IT-Fachleute, IT-Studierende oder IT-Auszubildende aus den Unternehmen, die unsere Kurse geben und mit ihrer Begeisterung für das Programmieren und ihren Beruf den Funken der Leidenschaft bei den Teilnehmenden entzünden. Sie vermitteln die Grundlagen in der jeweiligen Programmiersprache, beantworten alle Fragen und geben zudem eine Orientierung zu den beruflichen Möglichkeiten im Berufsfeld IT. Die Hürde, um bei der Hacker School einen Kurs zu geben, ist niedrig. Wir liefern fertige, erprobte Kurskonzepte und Onboardings für offene Fragen. Für Unternehmen ist die Kooperation auf verschiedenen Ebenen sinnvoll: Mit einer Partnerschaft mit der Hacker School wird das „S“ des ESG mit Inhalt gefüllt: Wir engagieren uns, digitale Bildung so integrativ zu gestalten, dass jeder junge Mensch vor seiner Berufswahl einmal programmieren kann. Das eigene Corporate Volunteering und das Wahrnehmen der Corporate Social Responsibility werden gestärkt und erhöhen die Attraktivität als Arbeitgeber*in. Ein früher Kontakt zu späteren Praktikant*innen oder Azubis hilft außerdem, den Engpass an qualifizierten Mitarbeitenden zu beseitigen und die eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern.
Wie man uns am besten unterstützen kann? Durch mitmachen! Jedes Unternehmen, das sich für eine Kooperation mit der Hacker School entscheidet, ist ein weiterer Schrittmacher, um die digitale Bildung in Deutschland nach vorne zu bringen. Lasst uns gemeinsam Corporate Volunteering verbindlich machen und aktiv dazu ermuntern, dass sich Mitarbeitenden begeistert engagieren – dann klappt das schon.
Dass wir die Schulen mit der digitalen Bildung nicht alleine lassen dürfen. Es ist die Aufgabe unserer Gesellschaft, die neue Generation auf ein selbstbestimmtes Leben in einer sich wandelnden digitalen Gesellschaft vorzubereiten. Diese Aufgabe kann maßgeblich von den Schulen übernommen werden – jedoch nur, wenn sie dabei eine breite Unterstützung erfahren. Unser Lebensalltag verändert sich tiefgreifend und schnell. Die Digitalisierung ist dabei ein elementarer Faktor, denn sie betrifft nicht nur den technischen Fortschritt, sondern auch soziale und kulturelle Bereiche. Auch das Lehren und das Lernen verändern sich. Schulen in ganz Deutschland stehen vor diesen Herausforderungen des digitalen Wandels. Wir betrachten die digitale Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kooperieren deshalb ganz bewusst mit Unternehmen, setzen auf deren soziales Engagement und gehen gemeinsam mit Kursen an die Schulen, um letztlich wirklich alle Jugendlichen erreichen zu können.