Natalya Nepomnyashcha (sie/ihr)

Ich wollte etwas ändern in Deutschland, da ich selbst in Armut aufgewachsen bin und einer schwierigen Lebensweg hatte. Deshalb habe ich Netzwerk Chancen gegründet.
© Netzwerk Chancen
Kurzvorstellung Natalya Nepomnyashcha:

1989 in Kiew geboren, wuchs Natalya Nepomnyashcha in einem sozialen Brennpunkt in Bayern auf. Ohne jemals Abitur erworben zu haben, machte sie 2012 einen Masterabschluss in Großbritannien. Nach dem Studium der Internationalen Beziehungen war sie unter anderem für eine der weltweit größten Unternehmensberatungen sowie eine NGO aus Westafrika tätig.

2016 gründete sie nebenberuflich Netzwerk Chancen. Das soziale Unternehmen bietet ein ideelles Förderprogramm für soziale Aufsteiger*innen zwischen 18-39 Jahren und kollaboriert mit potenziellen Arbeitgebenden. Gleichzeitig setzt sich die Initiative dafür ein, dass die soziale Herkunft als Diversity-Faktor anerkannt wird. Natalya Nepomnyashcha leitet die Organisation ehrenamtlich neben ihrer Vollzeitbeschäftigung.

Wenn du eine Sache in Deutschland ändern könntest, was wäre das?

Das mehrgliedrige Schulsystem abschaffen und stattdessen flächendeckend sehr gute Gemeinschaftsschulen mit individueller Förderung einführen. Studien zeigen, dass wir Kinder oft aufgrund ihrer sozialen Herkunft in Schubladen stecken und somit Barrieren in Form von verschiedenen Schularten aufbauen. Diese gehören abgeschafft.

Du hast 2016 nebenberuflich Netzwerk Chancen gegründet, ein gemeinnütziges Netzwerk für Aufsteiger*innen und seitdem über 1700 Menschen bei ihrem sozialen Aufstieg geholfen. Wie ist es dazu gekommen und was macht ihr ganz konkret?

Ich wollte etwas ändern in Deutschland, da ich selbst in Armut aufgewachsen bin und einen schwierigen Lebensweg hatte. Deshalb habe ich Netzwerk Chancen gegründet. Wir fördern junge Menschen zwischen 18-39 Jahren kostenfrei mit Workshops, Coachings, Mentoring und Job-Angeboten unserer Unternehmenspartner*innen.

Wir waren die ersten in Deutschland, die sich dafür eingesetzt haben, dass die soziale Herkunft als Diversity-Faktor anerkannt und gelebt wird. Deshalb unterstützen wir Unternehmen auch dabei, sozial divers zu werden, indem wir sie beraten und mit unseren Mitgliedern zusammenbringen.

Was bedeutet Diversität für dich?

Diversität bedeutet für mich, jeden Menschen in seiner Individualität wertzuschätzen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich unterschiedlichste Menschen wohl fühlen.

Warum ist das Thema soziale Herkunft und Chancengerechtigkeit in Deutschland häufig noch ein Nischenthema?

Einerseits kann man soziale Herkunft auf den ersten Blick nicht sehen. Das macht die Dimension schwerer greifbar. Andererseits ist das Thema noch nicht sexy genug. Unternehmen verstehen oft nicht, welch wertvolle Mitarbeitende soziale Aufsteiger*innen sind. Dabei sind sie durch ihren Weg sehr durchsetzungsstark, lösungsorientiert und flexibel. Als Netzwerk Chancen arbeiten wir daran, das Thema attraktiv zu machen.

Was waren in den letzten Jahren deine grössten Projekt-Learnings und warum?

Das Thema Marketing spielt im Bereich Diversity eine enorme Rolle. Kaum ein Unternehmen kann es sich heute leisten, öffentlich nicht für Diversität zu sorgen. Ich musste lernen, zu unterscheiden, wem das Thema wirklich am Herzen liegt und wer das eher aus Marketinggründen macht.

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